Jahrelang gab es am deutschen Immobilienmarkt nur eine Richtung: nach oben! Seit der Finanzkrise 2008 und der sich daraus entwickelten "Nullzinspolitik" der EZB haben immer mehr Menschen in eigenen Wohnraum investiert oder Immobilien zur reinen Kapiatalanlage erworben. Die Preise für Einfamilienhäuser und Wohnungen in Deutschland haben sich im Zeitraum von 2008-2018 um knapp 50% verteuert. Während der Coronapandemie zogen die Kaufpreise dann nochmals kräftig an. Lag im Landkreis Dingolfing-Landau der durchschnittliche Quadratmeterpreis 2017 bei ca. 2000€, so waren es 2022 in der Spitze bereits über 3000€/m².

Anfang 2022 kippte dann der Immobilienmarkt in Deutschland. Gründe gab es dafür genug: der Krieg in der Ukraine, eine ansteigende Inflation, einer Erhöhung des Zinsniveaus und das Ende von umfangreichen Förderungen seitens der KfW-Bank. Und damit wandelte sich auch der Immobilienmarkt von einem reinen Verkäufermarkt zu einem Käufermarkt, d.h. das Immobilienangebot ist höher als die Nachfrage, anders also z.B. noch während der Coronapandemie. Mittlerweile macht sich diese Situation recht deutlich bemerkbar am deutschen Immobilienmarkt. Die hohen Zinsen sorgen für Zurückhaltung bei den Käufern, gleichzeitig sorgen die hohen Baupreise sowie die gestiegen Zinsen bei vielen Bauträgern für Schieflage bis hin zu Insolvenzen. Und dann gibt es auch noch politische Entscheidungen in der Energiepolitik, welche den Markt zusätzlich stressen.

Ist jetzt wirklich alles schlecht? Nein! Das ein solch niedriges Zinsniveau nicht gesund ist und auch auf Dauer nicht aufrecht erhalten werden kann, war jedem klar. Historisch gesehen ist das aktuelle Zinseniveau niedrig. Auch bei den Kaufpreisen ist mittlerweile viel Bewegung im Markt. Viele Immobilienpreise sind bereits zurückgegangen und werden sich noch weiter anpassen (müssen). Als Verkäufer ist dies aber zu verkraften, da ein Rückgang der Kaufpreise um ca. 40% immer noch jenes Niveau vor Corona bedueten würde. Ein solch drastischer Rückgang der Kaufpreise ist aber nicht zu erwarten, eher eine kleinere Korrektur. Auch für Käufer bieten sich wieder Chancen. Zwar sind die Zinsen gestiegen, die Verkaufspreise aber bereits gefallen und die Verhandlungsposition für Käufer ist deutlich besser als noch vor ein paar Jahren. Auch die KfW setzt wieder Anreize mit günstigen Darlehen für Familien. Es lohnt sich also auch weiterhin, eine Immobilie zu erwerben oder den anstehenden Verkauf voranzutreiben. Warten Sie also nicht auf den richtigen Zeitpunkt - es gibt ihn nämlich nicht.

Philipp Petschko

Inhaber Petschko Immobilien